Archäologie


Die Archäologie der Neuzeit gehört in Bezug auf Problemstellungen und Forschungsziel zu den Historischen Wissenschaften, hinsichtlich ihrer Quellen (Bodenfunde) und Methoden aber zu den archäologischen Fächern.

Sie ist daher eine der Teildisziplinen, die sich der Erforschung der Neuzeit widmen, die aufgrund der großen Komplexität der Fragestellungen nur interdisziplinär verwirklicht werden kann. Während die historischen Verhältnisse in schriftlosen Epochen oft einzig mit Hilfe von Bodenfunden, die durch Prospektionen und Ausgrabungen erschlossen werden, rekonstruiert werden können, ist die Quellenlage bei der Erforschung neuzeitlicher Lebenswelten wesentlich komplexer. Es ergeben sich zahlreiche Verknüpfungen z.B. mit Bild- und Schriftquellen und Realien, die Gegenstand volkskundlicher bzw. ethnologischer Untersuchungen sind. In diesem Sinne ist die Neuzeitarchäologie ein Teilgebiet der Historischen Archäologie.

Kirchen und Friedhöfe wurden lange vorrangig von der Bau- und Kunstgeschichtsforschung untersucht, wobei Befunden wie Gräbern und Grüften meist nur am Rande Beachtung geschenkt wurde. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg trat die Mittelalterarchäologie hinzu. Die Anwendung archäologischer Methoden zur Erforschung von Kirchen und Kirchhöfen war dabei auch für die Archäologie der Neuzeit wegweisend. Dennoch wurde nachmittelalterlichen Fundzusammenhängen wenig Beachtung geschenkt. Erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts zeichnete sich ein Wandel ab, was auch mit Veränderungen in der Gesetzgebung zum Denkmalschutz zusammenhängt, da auch neuzeitliche Funde und Befunde als schützenswert eingestuft wurden. Neuzeitliche Friedhöfe werden i.d.R. im Zuge von Rettungsgrabungen untersucht, d.h. dass die Integrität der Gräber durch geplante Baumaßnahmen ohnehin gestört wird und sich eine wissenschaftliche Bearbeitung lediglich anschließt.

Neben den Befunden (Gräber, Grüfte), ist auch das typische Fundgut neuzeitlicher Friedhofsgrabungen u.a. auch Devotionalien, Gegenstände des persönlichen Bedarfs und Hygieneartikel von wissenschaftlichem Interesse. Diese Funde tragen gerade durch die Verknüpfung mit anderen Quellen auch zur Klärung übergreifender religionshistorischer und mentalitätsgeschichtlicher Fragestellungen bei.

Eine Sonderstellung nehmen die menschlichen Überreste (Skelette, Mumien) ein, die im Rahmen von anthropologischen Untersuchungen auch Aufschluss über Alter, Geschlecht und Krankheiten der Bestatteten sowie die Lebensbedingungen in der Neuzeit geben können.

Überblick über Grabung am Alten Dom (Ausschnitt), Foto: Michael Malliaris