Kunstgeschichte


Die Kunstgeschichte hat seit den 1960er Jahren einen tiefgreifenden Wandel erfahren. Von der Bestandssicherung, der Datierung und Zuordnung einzelner Kunstwerke verschob sich der Fokus zu Funktionen, Strukturen und soziologischer Bedeutung von Kunstwerken. Bei der Beschäftigung mit diesen Fragen hat sich eine Vielfalt methodischer Ansätze herausgebildet. Für die Erforschung der Sepulkralkultur der Neuzeit ist die systematische Untersuchung von Grabmälerrn und Epitaphien ebenso von Bedeutung wie die Erforschung von Zeugnissen wie Totenkronen und Trauerschmuck, die traditionell der Volkskunst bzw. dem Kunsthandwerk zugeordnet werden. Besonders die sogenannte Volkskunst wurden von der kunstgeschichtlichen Forschung bisher selten einer eingehenderen Untersuchung unterzogen, sondern war eher Gegenstand der Volkskunde und zum Teil auch der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie. Das ist in gewisser Weise erstaunlich, da bereits Aby Warburg (1866-1929) die Bedeutung dieser Objekte betont hatte und dieser Ansatz in den jüngeren bild- und kulturwissenschatlichen Diskussionen aufgegriffen wurde. Bei der kunstgeschichtlichen Untersuchung der Bestattungskultur der Neuzeit stehen sowohl stilistische und chronologische Fragen, als auch Fragen nach der Funktion und Bedeutung der Kunstwerke in ihrem sozialen Kontext im Mittelpunkt. Auch die konkrete Materialität der Objekte, die beispielsweise Aussagen über Hersteller und Herstellungsprozesse erlaubt, ist dabei von Interesse.

Totenkrone aus Pritzen (Ausschnitt), Foto: Dr. Eberhard Bönisch (BLDAM)