Thanatologie


Thanatologie (gr. θάνατοϚ thánatos 'Tod', λόγοϚ lógos 'Lehre') ist die Wissenschaft des Todes.
So gesehen umfasst die Thanatologie alle Bereiche des Todes, des Sterbens, des Bestattens und des Totengedenkens.
Diese Definition folgt jedoch nur der wörtlichen Übersetzung und ignoriert die seit Jahrzehnten mehr oder weniger verstreut arbeitenden Forschungseinrichtungen, ihre Arbeiten und ihre Sichtweisen.
Der Interdisziplinärer Arbeitskreis (IAK) Thanatologie liefert auf seiner Homepage folgende Definition: "Thanatologie bezeichnet das Studium aller todbezogenen Gedanken, Gefühle, Verhaltensweisen und Phänomene." Der Vorsitzende dieses Arbeitskreises, Prof. Dr. Randolph Ochsmann, ist Leiter der Abteilung für Sozialpsychologie am Psychologischen Institut der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Auch wenn Theologen der beiden christlichen Konfessionen und Geisteswissenschaftler, wie Philosophen oder Historiker, im IAT vertreten sind, liegt dessen Fokus hauptsächlich auf der soziologischen und psychologischen oder auch medizinischen Beschäftigung mit dem Tod.
Fragen zur (individuellen oder kollektiven) Todesbewältigung, zur Trauerarbeit, zur Euthanasie (die nicht nur die Sterbehilfe, sondern auch die Ermordung unzähliger Menschen durch das NS-Regime beinhaltet), zur Palliativmedizin etc., die in den letzten Jahren verstärkt ins öffentliche Bewusstsein getreten sind, zeigen eine eher praktisch orientierte Beschäftigung mit Tod und Sterben.
Daneben gibt es auch einen Zweig der Thanatologie, der sich mit ethnologischen und kulturanthropologischen Fragen des Todes beschäftigt.
Unter diesem Blickwinkel gilt der Soziologe und Ethnologe Robert Hertz mit seinem "Beitrag zur Untersuchung der kollektiven Repräsentation des Todes" aus dem Jahre 1907 als erster Thanatologe.
Unser Hauptaugenmerk gilt (vorerst) einer anthropologisch-ethnologisch-historischen Thanatologie, auch wenn Aspekte der praktischen Thanatologie durchaus helfen können, historische oder phänomenologische Fragen zu klären.
Als Beispiel seinen hier Nahtoderlebnisse genannt, deren Erforschung möglicherweise die Entstehung von Jenseitsvorstellungen erklären könnten.

Tod, Ende 17. Jahrhundert, Süddeutschland – Österreich (Ausschnitt), © Museum für Sepulkralkultur Kassel, Foto: Frank Hellwig