Geschichte


Wir betrachten die Geschichte - genauer die Sepulkralgeschichte Berlin-Brandenburgs in der Frühen Neuzeit - als das Ziel all unserer Bemühungen. Mit Hilfe der Nachbarwissenschaften Archäologie, Anthropologie, Kunstgeschichte, Theologie, Volkskunde (Europäische Ethnologie/Empirische Kulturwissenschaft) wollen wir dies erreichen. Ohne in die fruchtlose Diskussion um Epochengrenzen einzusteigen, soll dennoch kurz skizziert werden,warum wir die Jahre um 1500 als Anfang und die Jahre um 1800 als Abschluss gewählt haben, warum wir uns also ausschließlich auf die Frühe Neuzeit konzentrieren.
"Neuer Glaube - Neue Ordnung - Neues Denken" - mit diesen Schlagwörtern können die drei wichtigsten Ereignisse in dieser Zeit umrissen werden: Reformation - Dreißigjähriger Krieg - Aufklärung.
Die Reformation beginnt nach landläufiger Meinung im Jahre 1517 mit Luthers Thesen(anschlag), hatte jedoch im 15. Jahrhundert mit den böhmischen Hussiten und den englischen Lollarden bedeutsame Vorläufer. Auch wurden Teile der lutherischen Theologie, wie zum Beispiel die Ablehnung des Fegefeuers und der damit einhergehenden eschatologischen Implikationen bereits Jahrzehnte zuvor formuliert. Um zudem die Veränderungen und auch die Kontinuitäten zur altgläubigen Zeit besser erkennen zu können, ist die Kenntnis der Jahrzehnte davor nötig. Das kenntnisreiche und gelehrte Buch des schottischen Kirchenhistorikers Dermaid MacCulloch trägt diesem Umstand im Titel Rechnung: "Die Reformation 1490-1700". Der englische Originaltitel betont zudem den gesamteuropäischen Charakter: "Reformation: Europe's House Divided".
Dass dieses Phänomen auch für die Erforschung des Dreißigjährigen Krieges gilt, ist mittlerweile ein Gemeinplatz.
Das Ende läutet die Aufklärung ein, eine der gesellschaftspolitischen Voraussetzungen für die Französische Revolution.
In mentalitätsgeschichtlicher Hinsicht ist sie für die Hinwendung zur Vernunft, zur Individualiserung, aber auch zur Hygiene verantwortlich. Das 19. Jahrhundert stellt also in sepulkraler Hinsicht ein gänzlich neues Zeitalter dar. Auch die explosionsartige Vermehrung der Bevölkerung und so auch der Friedhöfe bedeutet eine exorbitante Zunahme des Forschungsgebiet und kann so durch uns nicht mehr auf einem wissenschaftlichen genügenden Niveau
erforscht werden.

Wir benötigen als "Hilfsmittel" ein Daten- und Faktengerüst der Europäischen Geschichte, der Geschichte des Deutschen Reiches, der Landesgeschichte Brandenburgs und der Lokalgeschichte Berlins, um die politischen Rahmenbedingungen besser verstehen zu können.
Daneben ist die Kenntnis der Wirtschafts-, Sozialgeschichte, Alltags- oder Mentalitätsgeschichte, um nur einige der Unterdisziplinen zu nennen, für das Verständnis der Lebens- und Glaubensbedingungen der damaligen Menschen wichtig.
Parallel dazu ist ein Blick auf die Kirchengeschichte hilfreich, die innerhalb der Theologie zu finden ist.
Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Auseinandersetzung mit methodologischen, wissenschafts- und forschungsgeschichtlichen Fragen und Ansätzen.

Wir beginnen mit einer synoptischen Darstellung der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, der Geschichte des Kurfürstentums und späteren Königreichs Brandenburg-Preußen und der Geschichte der
(ursprünglichen) Doppelstadt Berlin/Cölln, die 1709 zusammen mit der Dorotheenstadt, der Friedrichstadt und dem Friedrichswerder zu Berlin vereinigt wurde.

Johann Christoph Müller, Georg Gottfried Küster: Altes und Neues Berlin, Theil 1. Berlin 1737 (Ausschnitt vom Titelblatt), Foto: Dr. Arno Kose